Men Behind the Sun 1 (Filmkritik)

Februar 1945: Generalleutnant Shirō Ishii wird wieder als Oberbefehlshaber in der von den Japanern in der Mandschurei errichteten Forschungseinheit 731 eingesetzt. Mit ihm kommt auch ein neues Kontingent Kindersoldaten (14-16 jährige, die sich freiwillig gemeldet hatten.).

Den jungen Kadetten wird schnell klar, dass sie in der Hölle auf Erden gelandet sind. Einheit 731 ist ein japanisches Konzentrationslager, das Labor- und auch Feldversuche mit der chinesischen Bevölkerung aus den umliegenden Dörfern, sowie russischen Kriegsgefangenen durchführt. Die Japaner wollen die Forschungen in der biologischen und chemischen Kriegsführung vorantreiben, um den 2. Weltkrieg zu gewinnen.

Den jungen Soldaten wird eingetrichtert, dass die Gefangenen nichts anderes als Versuchsobjekte sind, und sie mit diesen kein Mitleid haben brauchen. Die Kinder werden gezwungen bei den Versuchen zuzusehen.

In seiner Freizeit freundet sich ein junger Kadett mit einem kleinen, stummen, Jungen aus der Umgebung an. Als dann auch dieser Junge den Ärzten zum Opfer fällt, proben die Rekruten den Aufstand, und verprügeln ihren Ausbildner.

Auch die Gefangenen wollen sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Da ein Ausbruch sinnlos erscheint, planen sie eine Nachricht nach draußen zu bringen, um die Welt von den Gräueln zu informieren. Der Häftling Stone solle diese Aufgabe übernehmen.

Währenddessen wurden in Japan die beiden Atombomben abgeworfen, und der Krieg ist verloren. Generalleutnant Ishii ordnet eine Art “Endlösung“ an. Sämtliche Daten sollen vernichtet, die Häftlinge getötet, und die Gebäude gesprengt werden…

Geschichtlicher Hintergrund:

Im Jahr 1935 wurde unter der Leitung von Generalleutnant Shirō Ishii das Lager 731 in der Mandschurei eröffnet. Die Anlage umfasste rund 150 Gebäude und war auf 6 km² verteilt. Die Einrichtung wurde als Wasseraufbereitungsanlage getarnt.

Einheit 731 setzte sich aus acht verschiedenen Abteilungen zusammen:

Abteilung 1: Erforschung der Wirkung der Krankheitserreger von Pest, Cholera, Milzbrand und Tuberkulose auf lebende Menschen. Die Gefangenen (von den Japanern “Maruta“ = deutsch: “Holzklotz; runder nur entrindeter Baumstamm“ genannt) wurden infiziert, und sobald die ersten Krankheitsanzeichen auftraten, bei lebendigem Leibe seziert. Außerdem wurden Unterkühlungsexperimente durchgeführt und die Wirkung von Granaten aus verschiedenen Entfernungen getestet. Diese Abteilung unterhielt ein Gefängnis für ca. 300 bis 400 Menschen. An einem Tag produzierte die Anlage 10 kg Pestbakterien. Diese wurden an der Bevölkerung der umliegenden Orte getestet, was mehrere hundert Todesopfer forderte.

Abteilung 2: Entwicklung von praktisch anwendbaren biologischen Waffen, insbesondere von Geräten, die Keime und Parasiten versprühen

Abteilung 3: Produktion von Granaten und Bomben (unter anderem aus Porzellan) für biologische Kampfstoffe

Abteilung 4: Produktion von nichtbiologischen Kampfstoffen

Abteilung 5: Personalausbildung

Abteilung 6-8: Abteilungen für Ausrüstung, Medizinische Versorgung und Verwaltung der Einheit

Zwischen 1936 und 1945 wurden 3.000 – 10.000 Chinesen, sowie mehrer 100 Russen, Amerikaner, Koreaner und Mongolen bei menschenverachteten Versuchen getötet. Die Japaner unterschieden dabei nicht zwischen Mann, Frau und Kind.

Bei Auflösung der Anlage wurden alle infizierten Tiere (Ratten und Flöhe) freigelassen und brachten die Pest in die umliegenden Dörfer, wobei rund 20.000 Menschen starben. Einige Dutzend Tonnen von Kriegsbakterien wurden in China versteckt gelagert. Im Jahr 2003 wurden 29 Menschen ins Krankenhaus gebracht, als Bauarbeiter einige Container aus dem Lager 731 ausgegraben hatten.

Bei Kriegsende ordnete Ishii die Zerstörung der Anlage, sowie Beweisvernichtung an. Den Angestellten befahl er Suizid, doch die widersetzten sich. Und die noch lebenden Häftlinge wurden getötet.

Die Amerikaner interessierten sich sehr für die Forschungsergebnisse, und so versprachen sie den hochrangigen Offizieren aus Einheit 731, gegen Herausgabe dieser, Straffreiheit. Die Niedrigrangigen wurden allesamt als Kriegsverbrecher verurteilt. Somit profitierte die USA von den menschenverachtenden Verbrechen und schützten auch die Verbrecher!

Heute ist das Areal der Einheit 731 ein Museum. In Tokio steht ein Denkmal das die Taten der Einheit würdigt. Die Japaner leugneten bis vor wenigen Jahren die Existenz der Anlage.

Kritik:

“Men Behind the Sun“ ist einer der grausamsten Filme, die je gedreht wurden. Der Film beruht auf Tatsachen, die durch Geständnisse der verurteilten Kriegsverbrecher, sowie den geretteten Aufzeichnungen von Dr. Ishii, ans Licht kamen. Der Film wurde in Hong Kong gedreht, um die menschenverachteten Gräuel, die in Lager 731 begangen wurden, bekannt zu machen. Der geschichtliche Hintergrund wurde hier sehr gut ausgearbeitet.

Der Film wirkt durch den dokumentarischen Stil (Einblendungen von Name, Alter und Nationalität der Opfer) sehr authentisch, und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Das hebt den Film auch von seinen Fortsetzungen ab, und somit verkommt er auch nicht zu einer hirnlosen Aneinanderreihung von Gewaltszenen.

Diese Szenen haben es in sich. Hier werden Leute lebendig seziert, Fleisch von den Knochen gerissen, Leichen zerhackt, und einiges mehr. Die Kindersoldaten müssen das alles mit ansehen. Die Effekte sind technisch sehr gut in Szene gesetzt. An gewissen Stellen merkt man deutlich, dass die Schauspieler durch Puppen getauscht wurden. Andere Szenen dagegen wirken sehr authentisch. Leider gibt es offensichtlichen Tiersnuff. Eine Katze und einige Ratten mussten bei dem Film ihr Leben lassen.

Das Tempo wird auf geradem Niveau gehalten. Es gibt keine Längen. Es wurde auf alle 3 Parteien (Offiziere, Kindersoldaten, Opfer) im Film eingegangen. So gibt es auch in jeder Gruppe Charaktere, die eine wichtige Rolle spielen. Die Offiziere sind bis zum Schluss vom Sieg des japanischen Imperiums überzeugt, die Kindersoldaten bewahren ihre Menschlichkeit, indem sie, leider zwecklos, versuchen die Offiziere an den Versuchen zu hindern. Und die Opfer sind im Film nicht nur willenlose Mittel zum Zweck, sondern werden teils sehr gut dargestellt, indem die Schauspieler eine ordentliche Portion Angst und Verzweiflung in die Mimik einbauen. Auch der Planung und Durchführung der beiden Fluchtversuche wurde ein Teil des Films gewidmet.

Die Darsteller wirken sehr bemüht, und können größtenteils überzeugen. Nur ein oder zwei Schauspieler sind etwas negativ aufgefallen, da sie sehr unbeteiligt wirken. Besonders gut ist die Darstellung des jungen Soldaten, der den stummen Dorjungen ans Messer liefert Er agiert perfekt mit Mimik und Gestik. Auch die Filmmusik passt auch gut zu den gezeigten Szenen.

Schockierendste Szene (Spoiler)
Der junge Rekrut wird ins Dorf geschickt, um den stummen Dorfjungen (max. 5 Jahre alt) zu holen. Er weiß den Grund seines Auftrages nicht. Der Dorfjunge wird bei lebendigem Leibe seziert, das noch schlagende Herz, sowie die anderen Organe herausgeschnitten. (Kamera hält voll drauf!) Der Kadett muss draußen warten. Nach und nach bemerkt er, dass er seinen besten Freund an des Teufels Advokaten ausgeliefert hat. Er ist verzweifelt. Dann öffnet sich die Türe. Der Kadett wird gezwungen den toten Jungen mit einem Karren ins Krematorium zu liefern.
(Spoiler Ende)

Fazit:

Men Behind the Sun ist garantiert Nichts für schwache Nerven. Ohne den dokumentarischen Stil wäre er bei Weitem nicht so hart. Jedoch erscheint er nicht als menschenverachtend. Die realen Vorfälle hingegen waren dies zweifellos. “Men Behind the Sun“ ist ein wichtiges zeitgenössisches Dokument, um die Gräuel des Krieges und vor allem, der Konzentrationslager anzuprangern. Ob die gezeigte Härte der Szenen dazu notwendig ist, lässt Raum für Diskussionen. Aber auf keinen Fall war der Tot der Katze und der Ratten notwendig, um einen Film zu drehen.

5/5

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