Die Gesellschaft ist zusammengebrochen und neu entstanden. Die Menschen sind abergläubisch, klammern sich an mittelalterliche Bräuche und lassen ihr Leben von Religionsfanatikern bestimmen. Diese fürchten sich vor allem vor der Wahrheit, die ihnen ihre Schäfchen kosten könnte. In der Gegend gedeiht eine Blume, deren halluzinogene Wirkung Menschen die Wahrheit erkennen lässt.
Also haben die Religionsfanatiker den Kontakt mit dem Gewächs streng verboten. Wer sie berührt, wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Besonders Kinder sind gefährdet, da sie von Grund auf neugierig sind. Die verstoßenen Kinder haben in den Bergen eine neue Heimat gefunden, leben dort frei von Vorschriften und religiösem Fanatismus. Um die Angst im Dorf zu schüren, bezichtigen die Priester die Ausgestoßenen als Hexen. Doch jedes Jahr holen sich diese Heuchler ein pubertierendes Mädchen und einen Jungen zurück, um für Nachzucht in der Dorfgemeinschaft zu sorgen…
Kritik:
Iván Noel bleibt seiner dystopischen Linie treu und zeigt erneut das Scheitern der Menschheit. Fanatiker klammern sich an ihrer Macht fest, indem sie dem Volk das freie Denken verbieten. Symbolisch verwendet er die verbotene Blume für freien Willen und Gedanken, denn durch sie sieht man die Wahrheit. Wer sich nicht an die vorgegebene, unterwürfige Lebensweise hält wird in dem Fall verstoßen. Doch merken die Führer bald, dass ohne Kinder ihre aufgebaute Gesellschaft irgendwann aussterben wird, so holen sie sich jährlich Mädchen zur Zucht und einen Jungen für die Feldarbeit von den Verstoßenen zurück.
Noel lässt uns nicht viel Zeit diese Tatsache zu verdauen, denn die Stimmung in beiden Lagern kocht hoch. Führer werden angezweifelt und das System droht in sich zusammenzubrechen. Dabei zeigt er abermals die grenzenlose Dummheit, die fanatische Gehirnwäsche auslöst. Da verdursten sie lieber bei vollem Wasserglas, als von ihrem Glauben abzuweichen.
Noel setzt bei seinem Film auch viel auf Bildsprache und Symbolik. Die erste viertel Stunde fährt die Kamera über diverse Gestade und verschafft uns einen Einblick in diese fiktive Welt. Im Dorf ist das Bild blass und bedrückend, hingegen erstrahlt es im freien Reich des Berges in satten und kräftigen Farben. Weiters lässt er uns Raum für Interpretationen über halluzinogene Pflanzen, die vor allem Jugendliche anziehend finden. Die Musik passt gut zu den gezeigten Szenen und trägt ein Wenig zur Atmosphäre bei.
Die Charaktere sind nicht wirklich tiefgründig. Wir erfahren auch nichts von ihrer Vergangenheit und Entwicklung scheint in der dystopischen Welt sowieso nicht möglich. Die Darsteller haben nicht viel Erfahrung, aber sie machen ihre Sache recht gut. Die Kinder neigen nicht zu nerven und sind natürlich die Sympathieträger der Geschichte.
Fazit:
Noel gelingt ein weiterer gesellschaftskritischer Blick.