15 (Filmkritik)

Die pulsierende Stadt Singapur hat auch ihre Schattenseiten. Wer nicht durch vorbildliche Leistungen und Fleiß glänzt, rutscht im System leicht ab. So ergeht es auch vielen Jugendlichen, die perspektivlos durchs Leben schreiten. Schule interessiert sie nicht wirklich, sie schauen lieber Pornos, ziehen durch die Stadt, lassen sich piercen und tätowieren und lassen sich auf Revierkämpfe mit anderen Jugendgangs ein.

Doch der soziale Leistungsdruck macht ihnen dennoch zu schaffen. Die Jungs beobachten wie Mitschüler in den Selbstmord getrieben werden, und suchen selbst nach etwas Stabilität und Geborgenheit. Letzteres finden sie nur in ihrer Clique. Gar brüderliche Liebe verbindet sie…

Kritik:

Nachdem Royston Tans Kurzfilm über drei Jugendliche aus Singapur erfolgreich war, drehte er einen abendfüllenden Film. Er erweitert die Geschichte und fügt zusätzliche Charaktere hinzu. Inspirationen holte er sich bei realen Jugendgangs in Singapur.

Wir begleiten einige 15jährige Chinesen, die am Rande der Gesellschaft in Singapur angekommen sind, sich selbst und andere verletzen. Brüderlicher Zusammenhalt lässt sie in dieser Welt bestehen. Als konträres Gegenstück begegnen die Jungs elitären Musterschülern, die sich echauffieren, dass unsere Protagonisten nur mandarin und nicht das gehobene Englisch sprechen. Die Abreibung folgt aufs Wort.

Tan porträtiert den sozialen Druck, den die Stadtstaatgesellschaft vorgibt, und zeigt wie die psychische Belastung Jugendlichen zusetzt, die als letzten Ausweg nur noch den Freitod sehen. Die Jungs sprechen über ihre Träume und verzweifeln an ihrer Perspektivlosigkeit. Tan castete unerfahrene Burschen von der Straße. Er verzichtete bewusst auf ausgebildete Schauspieler und ließ seine Stars auch improvisieren. Die Hauptdarsteller machen ihre Sache dann doch recht gut und überzeugen in ihren Rollen.

Auch die Art der Erzählung und der gezeigten Bilder wirkt bewusst spontan, hipp und überzeugt mit bizarren Einfällen. So gibt es eine Comiceinlage, die Jungs singen mehrfach über im Film über diverse Schlüsselszenen. Die Suche nach einem geeigneten Gebäude um in den Tod zu springen gestaltet sich tragischerweise recht witzig. Die Musik ist gut gewählt und passt stets zu den gezeigten Szenen.

Mit ihren Piercings, Tätowierungen und bunter Kleidung heben sich die Burschen extrem vom singapurischen, faden Einheitsbürger im Film ab. Sie streifen durch die Straßen, stänkern Leute an oder hopsen oben ohne in der Wohnung umher, wo ihnen Tan auch ruhigere Momente gönnt, in denen sie Geborgenheit finden. Auch nimmt er sich für seine Charaktere Zeit, lässt sie uns ihre Geschichten erzählen, lässt uns mit ihren mitfühlen und die Jungs lassen ihren Emotionen auch freien Lauf, wobei Tan die Tränen ästhetisch einfängt.

Fazit:

Eine sehr gelungene Sozialstudie mit überzeugenden Amateurdarstellern

Bewertung: 4 von 5.

IMDB

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